Folgt mündlich.
Antrag: | Bildung in Sachsen-Anhalt neu aufstellen – unsere Schulen für morgen gestalten |
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Antragsteller*in: | Richard Hermanowki (KV Saalekreis) |
Status: | Angenommen |
Eingereicht: | 06.05.2023, 12:33 |
Antrag: | Bildung in Sachsen-Anhalt neu aufstellen – unsere Schulen für morgen gestalten |
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Antragsteller*in: | Richard Hermanowki (KV Saalekreis) |
Status: | Angenommen |
Eingereicht: | 06.05.2023, 12:33 |
Die Bildungskrise in Sachsen-Anhalt spitzt sich seit geraumer Zeit zu.
Zahlreiche Bildungsgipfel in Bund und Ländern sind wohl neben dem akuten
Lehrkräftemangel und dem daraus folgenden Unterrichtsausfall die besten
Zeugnisse der akut schwierigen Situation. Und das ist mehr als ein statistisches
Problem oder Ausdruck von Organisationsversagen der verantwortlichen
Regierungen: Es ist individuell und gesellschaftlich eine schwere Hypothek, wenn
Bildung nicht funktioniert. Gute Bildung und gute Bildungschancen für alle sind
der Grundstein für die soziale Gerechtigkeit, für soziale Aufstiegsmöglichkeiten
und sie sind der wichtigste Motor für gesellschaftlichen Fortschritt. Ohne gute
Bildung fehlen Fachkräfte in allen Branchen. Und ohne gute Bildung fehlt die
Basis für selbstbestimmte Teilhabe und für Gestaltungskraft.
Wenn wir über gute Bildung sprechen, muss das über die Notwendigkeit der Lösung
akuter Krisen hinaus diskutiert werden. Selbstverständlich brauchen wir genug
Lehrer:innen an allen Schulformen im Land, damit Unterricht und damit Bildung
stattfindet. Aber ohne tiefgreifende Veränderungen werden unsere Schulen auch
mit mehr Lehrkräften Kinder und Jugendliche nicht auf die Herausforderungen von
morgen vorbereiten können. Ohne tiefgreifende Veränderungen werden sich
bestehende Chancenungleichheiten nicht abbauen lassen, wird die Zahl der
Jugendlichen, die Schulen ohne Abschluss verlassen, nicht sinken. Es braucht in
Sachsen-Anhalt den Mut, den aktuellen Druck, der auf der Bildung lastet, für
Veränderungen zu nutzen. So gestalten wir unsere Schulen für morgen.
Längeres gemeinsames Lernen für mehr Bildungsgerechtigkeit und individuelle
Förderung. Internationale Studien kommen regelmäßig zu dem Schluss, dass die
frühe Aufteilung von Schüler:innen an verschiedene Schulformen zu sozialen
Ungerechtigkeiten führen, beziehungsweise diese verstärken. Zudem erreichen
Länder ohne frühe Segregation in der Bildung in den PISA-Studien regelmäßig
bessere Ergebnisse, als solche mit früher Aufteilung.
Es ist also von Vorteil, das gemeinsame längere Lernen zu fördern. Das stärkt
die sehr individuellen Bildungsbiografien von dann weniger benachteiligten
Kindern. Und es ermöglicht dem Bildungssystem in Sachsen-Anhalt, Talente nicht
nur zu entdecken und auszubauen, sondern auch die Förderung auf das Kind
auszurichten. Das alles kann zu mehr Schulerfolg führen. Und mehr Schulerfolg,
weniger Schulmisserfolg und nachhaltige Hilfe bei der beruflichen Orientierung
helfen auch den Unternehmen und Arbeitgebern, die in Sachsen-Anhalt händeringend
Fachkräftenachwuchs suchen.
Für längeres gemeinsames Lernen soll:
Für chancengerechte Bildung in Sachsen-Anhalt müssen alle Schulformen
konzeptionell gestärkt
werden. Besonders Sekundarschulen haben im Moment einen schlechten Ruf. Nicht
nur ist der
Lehrer:innenmangel an dieser Schulform besonders hoch, durch die Zusammenlegung
mit der
Hauptschule hat der eigentlich „mittlere“ Bildungsweg in Sachsen-Anhalt
inzwischen das Image
des „geringer qualifizierenden“ Schulzweigs. Dem ist nicht mit dem Zwang einer
verbindlichen
Schullaufbahnempfehlung, sondern nur mit besonderen Anstrengungen für eine
bessere Qualität
der Sekundarschulen zu begegnen.
Der Lehrkräftemangel ist das akuteste Bildungsproblem im Moment und er wird eine
Herausforderung bleiben. Auf diese Herausforderung gibt es keine einfache
Antwort, schon gar nicht eine, die den Beruf noch unattraktiver macht. Wir
schlagen eine Vielzahl von Maßnahmen vor:
Etwa zehn Prozent aller Schüler:innen in Sachsen-Anhalt besuchen eine freie
Schule. Damit sind die Schulen in freier Trägerschaft ein wichtiger Akteur und
müssen Partner unseres Landes im Kampf um bessere Bildung sein. Deshalb dürfen
sie nicht länger finanziell schlechter gestellt werden. Das Land sollte sich
nicht erst durch Gerichtsurteile zwingen lassen, freie Schulen
auskömmlich zu finanzieren, sondern partnerschaftlich und wertschätzend im
Umgang, ihre Leistungen angemessen vergüten. Schulen in freier Trägerschaft
sollten einen gleichberechtigten Zugriff auf Förderungen und Finanzierungen
durch Land, Bund und die EU erhalten.
Schulsozialarbeit ist ein wichtiger Baustein zur Sicherung von Schulerfolg und
Teilhabe, zum Abbau von Bildungsungerechtigkeit und für die Bewältigung von
Krisensituationen. Schulsozialarbeit funktioniert, wenn sie Stabilität und
Verlässlichkeit bietet. Dafür braucht es einen ebenfalls stabilen und
verlässlichen Rahmen. Wir fordern deshalb ein Landesprogramm Schulsozialarbeit,
das
Die Digitalisierung ist mehr als das im Moment omnipräsente Schlagwort. In ihr
stecken auch für die Bildung mehr Chancen und Potentiale als Herausforderungen.
Und es ist unerlässlich JETZT auch auf digitale Bildung zu setzen, wenn unsere
Schüler:innen in der zukünftigen, immer digitalisierteren Welt bestehen können
sollen.
In der Coronapandemie haben sich, auch wenn viele Schüler:innen in Sachsen-
Anhalt davon nicht profitieren konnten, die Möglichkeiten digitaler
Lernplattformen für alle gezeigt. Von Videokonferenzen über onlinebasierte
Studiengänge bis hin zu Handy-Apps – digitale Anwendungen können Bildung nicht
nur in einen anderen Lernraum führen, sie können auch die Art des Lernens, die
Orte des Lernens und die Zeiten des Lernens verändern. Nur, wenn wir die darin
liegenden Chancen aufgreifen, werden Schüler:innen aus Sachsen-Anhalt ganz vorn
dabei sein können, wenn es um die Bildung für morgen geht.
Schülerinnen und Schüler verbringen nicht nur einen großen Teil des Tages,
sondern auch viel Lebenszeit in der Schule. Zum Glück sind Schulen heute nicht
mehr die Paukanstalten früherer Jahrhunderte. Schule ist heute ein Lebensort.
Das gilt auch für Lehrer:innen, Schulpersonal und Familien. Schulen als Orte des
Zusammenlebens sind auch Probier- und Lernorte für Demokratie und Gesellschaft.
Sie müssen angstfreie Räume für alle sein und Platz bieten für
Persönlichkeitsentwicklung auch jenseits der formalen schulischen Bildung.
Auch baulich müssen unsere Schulen für inklusive Beschulung fit gemacht werden.
Im Landesschulbauprogramm müssen entsprechende Standards für Neu-, Aus- und
Umbau und Renovierung verankert werden.
Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) muss ein fächerübergreifendes Lehrziel
sein. Schulen sollten Zugang zu langfristigen Projektflächen erhalten, die sich
an dem Bedarf der Schule orientieren und die Möglichkeit eröffnen BNE praktisch
zu erleben. Dies kann zum Beispiel ein Schulgarten, eigene Energieprojekte oder
ein Wildnis-Biotope sein.
Schulische Ausbildungen sollen in Sachsen-Anhalt grundsätzlich schulgeldfrei
angeboten werden. Das Land soll sich für die höhere Attraktivität dieser
Ausbildungsberufe für Ausbildungsentgelte einsetzen.
Folgt mündlich.
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