Veranstaltung: | 48. Landesparteitag von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Sachsen-Anhalt |
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Tagesordnungspunkt: | 3. Themenschwerpunkt Bildung |
Status: | Beschluss (mehrheitlich angenommen) |
Beschluss durch: | GRÜNE JUGEND LSA - Landesvorstand |
Beschlossen am: | 06.05.2023 |
Eingereicht: | 21.04.2023, 12:10 |
Studentische Beschäftigte Stärken – TV-Stud Jetzt!
Beschlusstext
Laut einer Studie des Statistischen Bundesamtes vom November 2022, waren 76,1%
der Studierenden, die allein oder in WGs leben, unmittelbar von Armut
bedroht.[1] Als armutsgefährdet gelten alle Bürger*innen, die weniger als 60%
des mittleren Einkommens der Gesamtbevölkerung verdienen. Von den horrenden
Mietpreisen, über die steigenden Nebenkostenabrechnungen, hin zu explodierenden
Lebensmittelpreisen — das letzte Jahr war für Studierende eine enorme
Herausforderung. Viele von ihnen sind darauf angewiesen neben dem Studium einem
Nebenjob, oder sogar noch einen Zweitjob anzunehmen, ohne die sie ihren
Lebensunterhalt kaum bestreiten können. Naheliegend sind da Jobs als
studentische oder wissenschaftliche Hilfskräfte an Universitäten. Doch diese
Jobs zahlen in der Regel gerade einmal den Mindestlohn und bieten teils prekäre
Arbeitsbedingungen.
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Sachsen-Anhalt fordert deshalb einen Tarifvertrag für
studentische Beschäftigte in Sachsen-Anhalt (TV-Stud).
Begründung
Schutz vor Ausbeutung
Arbeitgeber*innen verkaufen Hilfskraftstellen als tolle Erfahrung für den Lebenslauf und legitimisieren damit niedrige Löhne. Gleichzeitig nutzen sie die Tatsache, dass Studierende auf das zusätzliche Einkommen angewiesen sind aus, indem schlechte Arbeitsbedingungen oder Nichteinhaltung gesetzlicher Arbeitsschutzregelungen Normalität sind. Laut der bisher umfangreichsten Befragung zur sozialen Lage und Arbeitsbedingungen studentischer Beschäftigter an Hochschulen und Forschungseinrichtung [2] machen mehr als 1/3 der Hilfskräfte regelmäßig unbezahlte Überstunden und nehmen ihre Urlaubstage nicht in Anspruch. Durch einen Tarifvertrag erhalten studentische Beschäftigte fairere Löhne, die ihrer Arbeit entsprechen. Dies trägt dazu bei, dass sie während ihres Studiums ihr Leben finanzieren können, ohne in finanzielle Schwierigkeiten zu geraten und zu Arbeitsbedingungen gezwungen sind, die unter den Mindeststandards liegen. Dadurch können Studierende während ihres Studiums besser arbeiten und sich auf ihr Studium konzentrieren.
Langfristige Planbarkeit und Sicherheit
In Sachsen-Anhalt sind studentische Beschäftigte im Schnitt gerade einmal ein einziges Semester angestellt, immer neue befristete Verträge gehören zum Normalzustand. Durch eine tarifvertragliche Mindestlaufzeit von 24 Monaten hätten studentische Beschäftigte endlich eine Stelle, die ihnen Sicherheit und Planbarkeit bietet.
Stärkere Verhandlungsposition und mehr Rechte
Durch einen Tarifvertrag können Studierende ihre Verhandlungsposition gegenüber Arbeitgeber*innen stärken. Einzelne studentische Beschäftigte haben oft wenig Verhandlungsmacht. Mit einem Tarifvertrag haben sie jedoch eine stärkere Position, da sie gemeinsam mit anderen Studierenden für ihre Rechte und Interessen am Arbeitsplatz eintreten können. Seien es Urlaubsansprüche, Kündigungsfristen, oder Arbeitsschutzrechte. All das schützt Studierende und erhöht ihre Sicherheit am Arbeitsplatz.
[1] vgl. Destatis, In: https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2022/11/PD22_N066_63.html